Liebe Leser:innen, liebe Freunde und Freundinnen der Meere, 


DEEPWAVE wird 20! Am 2. März 2003 haben wir diese NGO gegründet mit ein paar verrückten, mutigen, meeresbegeisterten Menschen,  die die Idee hatten, eine Brücke zu bauen zwischen der Wissenschaft und denen, die sich für die Meere einsetzen. Wer unsere Geschichte kennt, weiß, was es bedeutet, dass es uns seit 20 Jahren gibt. Dank euch, der unglaublichen Unterstützung von Kolleg:innen, Freund:innen, Mitstreiter:innen.

Als wir uns 2017 entschieden haben, den Verein fortzusetzen, ging es uns darum, das Vermächtnis von Onno lebendig zu halten. Inzwischen haben wir unsere eigene Form dafür entwickelt, ein starkes Team aufgebaut, btw. fast alles Frauen, und arbeiten wieder verschärft politisch.

Ich erinnere mich noch genau, wie wir 2003 überlegt haben, wie wir unser neues Kind nennen und wie wir dann auf diesen Namen gekommen sind: Deepwave, klar, unser Gründer Onno Groß war Tiefseebiologe, aber wir wollten auch die Welle darin haben, nicht nur, weil wir das Meer lieben, sondern weil wir eine Bewegung auslösen wollen, die sich wie eine Welle fortpflanzt und Veränderung bewirkt.

Von Anfang an spielte ein Thema eine große Rolle: der Tiefseebergbau. Deep sea mining. Onno hat über Tiefseeforaminiferen promoviert, sein Doktorvater ist ein gewisser Hjalmar Thiel, von dem hier später noch die Rede sein wird, der sich als einer der ersten die Frage stellte: was passiert da eigentlich da unten, wenn wir unseren Rohstoffhunger in der Tiefe stillen wollen.

"Noch diesen Sommer könnte das größte Bergbauvorhaben in der Menschheitsgeschichte beginnen, die Ausbeutung der Tiefsee in industriellem Maßstab. Ein wahrer Test für uns als Menschheit: gelingt es uns die wenigen Akteure aufzuhalten, die alles aufs Spiel setzen? Deutschland, die Industrie und die Zivilgesellschaft fordern eine Pause, Zeitraum, um zu hinterfragen, ob die Zerstörung eines unbekannten Ökosystems für angeblich >grüne< Metalle es wirklich wert ist. Doch die politische Entscheidung liegt bei denen, die auf Profit und Abbau aus sind. Für mich steht dieses Machtspiel nicht nur für unseren Umgang mit dem wunderbaren, alienhaften blauen Planeten auf dem wir leben, es steht für unseren Umgang mit der Zukunft." 

Heye Groß, 1. Vorsitzender DEEPWAVE e.V.

DEEPWAVE Filmfestival >
Wir können also unseren Geburtstag nicht besser feiern als mit unserem Filmfestival, das wir aus gegebenem Anlass dieses Jahr umbenannt haben in DEEPWAVE Filmfestival zum Schutz der Hoch- und Tiefsee. 2003 hießen wir nämlich noch Initiative zum Schutz der Hoch- und Tiefsee und wir zeigen diesmal zum ersten Mal einen Film in Spielfilmlänge genau zu diesem Thema: Deep Rising von Matthew Rytz.
Bei unserem ersten eigenen Filmfestival 2019 hat uns der Regisseur angekündigt, dass er an einem Film zum Thema arbeitet, dieser Film ist 2023 fertig geworden und ihr könnt ihn jetzt bei uns am Freitag im Lichtmess-Kino in Hamburg vor der offiziellen Kinopremiere sehen.

Bei den Vorbereitungen müssen wir uns manchmal selbst zwicken, wen wir als Referenten auf der Bühne haben werden: Matthias Haeckel, einen der weltweit führenden Forscher zum Tiefseebergabu, Till Seidensticker, unser Kollege von Greenpeace, „unser Mann in Jamaika“, der bei den Verhandlungen der ISA, der International Seabed Authority vor Ort ist, und als Ehrengast Hjalmar Thiel, der 1972 mit der Industrie rausgefahren ist, weil er, wie er sagt, mal Manganknollen sehen wollte, und der 1989 das berühmte DISCOL Experiment initiiert hat, das immer noch das Referenzexperiment ist für die Zerstörungen, die wir mit Deep sea mining anrichten würden.

Aber wir haben es in der Hand, uns dagegen einzusetzen. Was eine breite Öffentlichkeit mit ihrer Stimme bewirken kann, haben wir in den letzten Monaten gesehen.
Es ist so viel in Bewegung gekommen im Meeresschutz, allem voran das Ocean Treaty, das in New York beschlossen wurde.

Wir selbst saßen in den ersten Monaten dieses Jahres mit den NGOs zusammen, mit denen wir 2020 die Forderungen zu einer Meeresoffensive veröffentlicht haben, die ja, wie ihr wisst im Koalitionsvertrag gelandet sind und dazu beigetragen haben, dass die Bundesregierung eine Meeresoffensive gestartet hat. Da noch viel zu tun ist, haben wir unsere „Kernforderungen zu einer zukunftsfähigen Meerespolitik“ aktualisiert und am 8. Mai veröffentlicht.

DEEPWAVE ist bei den Treffen mit Sebastian Unger, dem neuen Meeresbeauftragten der Bundesregierung, in Berlin dabei und bei vielen anderen meerespolitischen Treffen. Es ist ein wirklich gutes Gefühl, mittendrin zu sein und mit unseren großartigen Kolleg:innen gemeinsam an einem Strang ziehen zu können.

Wenn wir mit den ganz großen NGOs an einem Tisch sitzen, wird immer wieder deutlich, dass unsere Sonderrolle eine wichtige ist: Weil wir organisatorisch so klein sind, sind wir flexibel, können Entscheidungen schneller treffen, Dinge radikal aussprechen und um neue Türen zu öffnen, unsere Verbindung zur Kunst nutzen.
© Montemero und Anna Mandel
Unsere Unabhängigkeit hat natürlich auch einen Nachteil: unserer finanzielle Unsicherheit. Wir haben uns entschieden, frei sein und uns nur durch Spenden und Mitgliedsbeiträge zu finanzieren. Das ist in diesen Zeiten der geopolitischen Verwerfungen eine riesengroße Herausforderung und deshalb danken wir allen von euch, die uns immer wieder unterstützen. Wir freuen uns, wenn ihr von uns erzählt: Umso mehr Menschen begreifen, dass wir für unsere Arbeit bezahlt werden müssen  - wie ein Bäcker für seine Brötchen  -, desto mehr können wir diese Arbeit machen. Also rufen wir wie immer - nur diesmal etwas lauter: Spendet! Werdet Mitglied oder Patron! Oder ihr kauft einfach unsere berühmten NoStraws in der Großpackung.

Zur Feier des Tages haben wir auf unsere Website ein bisschen frischen Wind gebracht: ihr findet jetzt auf der Startseite zusätzlich zu den Slidern unsere Highlights, wir haben unsere Timeline aufgefüllt, in der ihr sehen könnt, was wir so getan haben seit unserer Gründung, und unsere Reflexionen zu unseren Themen und alles Aktuelle findet ihr auf unserem Instagram. Wenn ihr mehr Zeit habt und Podcasts mögt: wir waren letztes Jahr bei zwei guten zu Gast. Und wenn ihr euch fragt, was es mit diesem CCS auf sich hat: alle reden darüber, wir auch.

Auf unserem Filmfestival stellen wir auch zum ersten Mal unser neues Projekt Applied Consilience vor, das wir gemeinsam mit der spanischen NGO Montemero ins Leben gerufen haben: unser Schritt von der Forderungsbewegung zur Umsetzungsbewegung.

Wir freuen uns auf euch: ob als Besucher:in auf dem Festival oder als Besucher:in unserer Website, oder hier im Büro, fragt uns, kommt mit uns ins Gespräch. Gemeinsam sind wir so stark wie es der Meeresschutz gerade braucht, vor allem die Tiefsee!

Anna und Heye